02/07/2024 0 Kommentare
Stadtkirche länger gesperrt
Stadtkirche länger gesperrt
# Neuigkeiten
Stadtkirche länger gesperrt
Sonntag, 4. September 2022, 9.26 Uhr. In wenigen Minuten beginnt der Gottesdienst. Die Stadtkirche ist seit langem mal wieder gut besetzt. Zwei Taufen wird es geben, und Aliyah El Mansy wird als neue Vikarin in der Kirchengemeinde willkommen geheißen. Plötzlich kracht es. Ein fast ein Meter langes Stück Stuck fallt von der Decke, zerbricht auf dem Schalldeckel der Kanzel. Staubwolke, überraschte Gesichter, Gemurmel.
Von einem auf den anderen Moment ist unsere Kirche unbrauchbar geworden. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass auch an anderer Stelle sich das Gipsgemisch vom Lehm der Decke löst und herunterfällt. Das hat der erfahrene Restaurator, Stefan Klöckner, nach seiner Begutachtung festgestellt. Klar ist, dass die Kirche im jetzigen Zustand nicht genutzt werden kann und gesperrt bleiben muss. Dies hat Thomas Lang von der regionalen Bauabteilung der Kirchenverwaltung angeordnet. Es sind erhebliche Risse in der Stuckdecke zu sehen, die nichts Gutes vermuten lassen. Klar ist auch, dass die Decke saniert werden muss. Ein aufwändiges Unterfangen. Mittel dafür sind für das nächste Jahr nicht eingeplant, weshalb nach Einschätzung von Thomas Lang „frühestens im Jahr 2024“ mit einer solchen Baumaßnahme zu rechnen ist. Ein positiver Aspekt ist dem Schaden vielleicht doch abzugewinnen. Die lang ersehnte Innenrenovierung des Kirchenschiffs könnte direkt mit der Deckensanierung erfolgen. Könnte! Wir sind hier auf die Genehmigung und die finanzielle Unterstützung unserer Landeskirche, der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, angewiesen.
Eine Sicherung der maroden Decke, so dass die Kirche wieder genutzt werden könnte bis zu einer Sanierung, hätte 30.000 € gekostet. Der Kirchenvorstand hat sich schweren Herzens mehrheitlich dagegen entschieden, so viel Geld einzusetzen. Aus anderen Gründen haben wir bereits im September entschieden, in diesem Winter die meisten Gottesdienste im Gemeindehaus zu feiern. Die Energiekrise hat uns wie alle Gemeinden vor die Frage gestellt: in einer kalten Kirche zu bleiben, sie zu heizen (dazu benötigen wir Gas) oder ins Gemeindehaus umzuziehen, wo energetisch effektiver und sparsamer geheizt werden kann. Es sind nur wenige Gottesdienste im Kirchenjahr, für die das Gemeindehaus zu klein ist. Am Ewigkeitssonntag genossen wir die Gastfreundschaft unserer Nachbargemeinde Rodheim - wie auch schon zum Erntedankfest, vielen Dank dafür! Für Heiligabend haben wir nun eine Lösung gefunden. Wir sind im Freien unter der neuen Markthalle. Diesen Platz stellt uns die Stadt Hungen zur Verfügung samt einer Bühne, die vom Bauhof aufgestellt wird. Vielen Dank für diese großartige Unterstützung!
Auch im Sommerhalbjahr könnte das Gemeindehaus, alternativ die Chorkapelle oder die Wiese hinter der Kirche, für Gottesdienste genutzt werden. Die Zahl an großen Gottesdiensten, mit mehr Teilnehmenden als diese Orte fassen, ist überschaubar, etwa sechs im Jahr. Hier könnte die katholische St.-Andreaskirche ein möglicher Ort sein.
Der Gottesdienst am 4. September hat stattgefunden. Ob es ein Anflug von Leichtsinn oder von Gottvertrauen war, der den Pfarrer in dieser Situation zu dieser Entscheidung gebracht hat, ist wahrscheinlich auch eine Frage, die nicht ganz leicht zu beantworten ist.
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